Können die Brennelemente in Fukushima mit dem Wasserwerfer gekühlt werden?

Nun, kann ist hier die falsche Frage. Sie muss klappen. In allen Blöcken in Fukushima Daiichi lagern die abgebrannten Brennelemente in Abklingbecken im oberen Bereich der Reaktorgebäude. Außerhalb des Containments, direkt unter dem Dachbereich, in dem der Schwerlast-Kran operiert, mit dem Brennelemente, aber auch der Reaktordeckel bewegt werden. Jenem Dachbereich, der in den Blöcken 1 und 3 total und bei Block 4 zu großen Teilen zerstört ist.

Mit anderen Worten: Die abgebrannten Brennelemente liegen frei. Nur noch das Wasser in den Lager-Pools und die Brennelementhülsen halten deren radioaktiven Inhalt zurück. Und der hat es in sich: Da abgebrannte Brennelemente lange im Kern dem nuklearen Feuer ausgesetzt waren, haben sie einen besonders hohen Gehalt an langlebigen und gefährlichen radioaktiven Nukliden wie Cäsium-137.

Wenn Medien also melden: "In Block 3 brennt es nicht, es kocht stattdessen das Wasser in den Abklingbecken", dann ist das kein Grund zur Beruhigung. Im Gegenteil: Auch die abgebrannten Brennelemente können trocken fallen, auch diese können sich dann weiter aufheizen, bis bei gut 1.000 °C die Zirkoniumhülsen Feuer fangen und den radioaktiven Inhalt freigeben: Eine "Kernschmelze" im Abklingbecken.

Je länger es her ist, dass die abgebrannten Brennelemente dem Kern entnommen wurden, desto mehr von den kurzlebigen radioaktiven Inhaltsstoffen sind bereits zerfallen, und desto langsamer verläuft eine solche Brennelementschmelze. Erst nach einigen Jahren Abklingzeit ist die Aktivität so weit gesunken, dass eine rein passive Kühlung ausreicht und ein Transport zum Beispiel in einem Castor-Behälter sicher möglich ist. Die in Block 4 gelagerten abgebrannten Brennelemente wurden hingegen erst kurz vor dem Erdbeben dem Reaktor entnommen.

Schnittbild Siedewasserreaktor vom Typ wie in Fukushima Daiichi
Schnittbild eines Siedewasserreaktors vom Typ wie in Fukushima Daiichi.
Rechts oben neben dem Reaktor (rot) sieht man ein Lagerbecken für abgebrannte Brennelemente.
Quelle: world-nuclear-news.org

Einen Versuch ist es wert

Da die Abklingbecken nicht unter Druck stehen und das Gebäude über den Abklingbecken in Block 1, 2 und 4 weitgehend zerstört ist, kann es grundsätzlich klappen, vom Boden aus mit einem Wasserwerfer oder Feuerwehrauto einen Wasserstrahl direkt in die Abklingbecken zu lenken. Voraussetzung ist aber sehr hoher Druck (geschätzt 6 bis 10 bar), um den Höhenunterschied zu überwinden. Besser noch wäre eine lange ausfahrbare Leiter mit einer fernsteuerbaren Wasserpistole am Ende.

Die Besatzung des Wasserwerfers oder Feuerwehrautos muss aber unbedingt vor der Strahlung geschützt werden. Denn sobald das kalte Wasser auf die wahrscheinlich bereits teilweise freiliegenden heißen Brennelemente trifft, wird die Freisetzung von Radioaktivität noch zunehmen, und weden die eh schon hohen Dosiswerte weiter steigen.

Klar: Die Lüftung im Auto muss aus sein. Noch besser, die Besatzung nimmt einige befüllte Pressluftflaschen mit und lässt aus diesen einen Luftstrom von zum Beispiel 100 Litern pro Minute ab. Dann wird es recht unwahrscheinlich, dass größere Mengen an Radionukliden in das Führergehäuse eindringen.

Noch besser natürlich, man hat ein fernsteuerbares Fahrzeug für diesen Zweck. Oder gar einen fernsteuerbaren Roboter, der einen Feuerwehrschlauch in Block 3 und 4 verlegt, jeweils direkt in das Abklingbecken.

Noch ein Lichtblick

Ein weiterer Lichtblick ist wohl, dass TEPCO kurz davor ist, eine provisorische Stromleitung zu Fukushima Daiichi wiederherzustellen. Zumindest in den noch kaum oder unbeschädigten Blöcken 5 und 6 sollte sich damit schnell der Regelbetrieb wiederherstellen lassen. Und wenn sich noch irgendeine funktionierende Pumpe findet, hilft der Strom auch bei Block 1 bis 4.

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Veröffentlichung

16.03.2011 23:15 Uhr

gau-japan.de

Blog-Einträge

Weitere Quellen und Informationen

- Nationale Medien

- Internationale Medien (englisch)

- Originalquellen

- Blogs etc.

- Fachmedien

- Explosion in Fukusima Daiichi